Das Scheitern von Hof Lebensberg: Eine bittere Lektion für nachhaltige Landwirtschaft und Crowdfunding

Die jüngsten Entwicklungen rund um den Hof Lebensberg auf dem Kahlforsterhof bei Obermoschel werfen ein kritisches Licht auf das einst ambitionierte Projekt. Die Insolvenz der Hof Lebensberg GmbH, Green Futura GmbH und der Ackerbaum GmbH hat nicht nur die ursprünglichen Pläne zunichtegemacht, sondern auch erhebliche finanzielle Verluste für Investoren, Lieferanten und Kunden zur Folge.

Verlust für Investoren und Unterstützer

Im Jahr 2020 startete die Hofgemeinschaft eine Crowdfunding-Kampagne, die als die größte in der Geschichte der deutschen Landwirtschaft galt. Über 1.100 Unterstützerinnen und Unterstützer sammelten in 30 Tagen mehr als 214.000 Euro, um 30.000 Bäume und Sträucher zu pflanzen und den Hof nachhaltig zu bewirtschaften. Mit der Insolvenz der beteiligten Gesellschaften ist dieses Projekt nun verloren, und die Hoffnungen der Investoren auf ein nachhaltigen Umweltschutz wurden enttäuscht.

Anmerkung zu „Crowdfunding (Startnext 2020)“:
Auf der Website von Startnext steht zu dieser Kampagne:

Wer steht hinter dem Projekt?

Wir vom Hof Lebensberg sind eine Gruppe junger, motivierter Menschen mit Fachwissen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Handwerk, Umweltwissenschaften, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Pädagogik und Sozialarbeit, die all ihre Erfahrung, ihren Mut und ihren Willen für eine zukunftsfähige Kultur, (Land-)Wirtschaft und Gesellschaft vereinen.

Der landwirtschaftliche Betrieb Hof Lebensberg gehört der gemeinnützigen Stiftung Zukunftsland. Ebenso die Flächen und Gebäude des Hofs.

Wenn Du mehr über das Team vom Hof Lebensberg, unsere Art der Landwirtschaft und unsere Vision erfahren willst, schau Dich gerne auf unserer Website um: www.hoflebensberg.de.

Zusätzlich zu diesen Spenden wurde der 100 Hektar große Kahlforsterhof, auf dem das Projekt stattfinden sollte, von der Stiftung Zukunftsland gestiftet.

Unbezahlte Lieferanten und enttäuschte Kunden

Berichte über unbezahlte Rechnungen und ausstehende Lieferungen häufen sich. Lieferanten, die Materialien und Dienstleistungen bereitgestellt haben, blieben auf ihren Forderungen sitzen. Zudem warteten zahlreiche Kunden vergeblich auf bestellte Waren, die trotz Vorauszahlungen nicht geliefert wurden. In den sozialen Medien äußern sich Betroffene enttäuscht und sprechen von „unglaublich dreistem Verhalten“ und „Betrug“.

Hof Lebensberg Registerauszug: Durch Beschluss des Amtsgerichts Münster vom 13.12.2024 ist ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt

Plötzlicher Rückzug der Gründer

Ende 2024 gab das Gründerpaar überraschend bekannt, dass sie sich aus dem Projekt zurückziehen und sich ausschließlich auf ihre Baumschule konzentrieren würden. Während für den Hof neue Betreiber gesucht wurden, war das Vertrauen der Unterstützer längst erschüttert.

Kritik an Management und Umsetzung

Die ursprünglichen Betreiber, Paul und Janine Raabe, hatten ambitionierte Pläne für eine regenerative und innovative Bewirtschaftung des Kahlforsterhofs. Doch infrastrukturelle Probleme und möglicherweise mangelhafte Planung führten dazu, dass diese Visionen nicht realisiert werden konnten. Der abrupte Standortwechsel und die anschließende Insolvenz werfen Fragen zur Professionalität und Seriosität des Managements auf.

Das Entsetzen der Unterstützer: Von der Hoffnung zur Wut

Viele der mehr als 1.100 Crowdfunding-Unterstützer fühlten sich betrogen. In den sozialen Medien äußerten sie ihre Empörung:

  • „Wir haben Geld für einen nachhaltigen Landwirtschaftsbetrieb gegeben, nicht für eine private Baumschule!“
  • „Das ist einfach nur Betrug! Man kann doch nicht über Jahre Spenden sammeln und dann einfach verschwinden.“
  • „Ich wollte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – jetzt ist mein Geld weg und der Hof steht leer.“

Auch ehemalige Mitarbeiter und freiwillige Helfer sprachen von Chaos, fehlendem Management und unklaren Strukturen.

Rechtliche Grauzonen: Wer trägt die Verantwortung?

Die Insolvenz wirft viele Fragen auf:

  • Wer haftet für die nicht zurückgezahlten Direktkredite?
  • Wie wird das Desaster inhaltlich aufgearbeitet?

Bisher gibt es keine klaren Antworten darauf, ob rechtliche Schritte gegen die ehemaligen Betreiber eingeleitet werden.

Lehren aus dem Fall Hof Lebensberg

Dieses Desaster zeigt deutlich die Risiken von Crowdfunding-finanzierten Projekten in der Landwirtschaft:

  1. Fehlende Transparenz – Unterstützer sollten genau hinterfragen, wie Spendengelder eingesetzt werden.
  2. Realistische Planung – Großprojekte müssen von Anfang an wirtschaftlich solide geplant sein.

Das Scheitern von Hof Lebensberg ist eine Mahnung für künftige Nachhaltigkeitsprojekte. Vertrauen ist schnell verspielt – und oft ist es nicht nur das Geld, sondern auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die verloren geht.

Siehe: crowdfunding-jeder-baum-zaehlt

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