Oh my Valentime

Der tragische Unfalltod von Florens Valentin Steck 2020 war Anlass der Sczech-Stiftung für das Wunschprojekt der Familie zu spenden: „Präventive Jugendarbeit in der Region“. Nun ist aus großem Engagement und vielen Spenden ein Theaterprojekt entstanden.

Auf der Webseite des Theaterprojektes steht dazu:

Oh-my-Valentime

Oh-my-Valentime - warum es dieses Stück gibt.

Ein 1-Personen-Theaterstück für Schüler:innen (ab Klasse 10) über Verantwortung, über Freundschaft, über Liebe leben wollen, über Grenzen und ein großes Warum? Ein Warum, das nicht zu fragen ist.

Ein junger Mann ist tot. Auf die Gleise geraten und verschwunden aus dem Leben. Seine Freundin erzählt zehn Jahre später seine, ihre – ihre gemeinsame Geschichte. Stellt Fragen, will sie beantworten, scheitert, strauchelt und kämpft mit der Frage „Warum?“.
Sie erzählt Anekdoten aus der gemeinsam verbrachten Zeit. Nachdenklich, witzig. Wir, die Zuschauer, lernen einen jungen Mann kennen, sympathisch, 17 Jahre, wir beginnen ihn zu mögen, er wird unser Freund. Erinnern uns an unsere Erlebnisse, in der wir so waren wie er. Seine Freundin, viele Jahre später, macht dasselbe. Sie zieht Schlüsse zu ihrem Leben. Ihr Leben im Hier und Jetzt. Ihr Leben mit und nach ihm.

Am Ende ihres Monologes sehen wir eine Frau, kein Opfer, keine Täterin, einen Mensch, der die Liebe mitnimmt und sich erlaubt, ihr Leben leben zu dürfen. „Und jetzt: lass ich dich los, weil ich leben will….Valentin. Ich liebe dich.

Bei diesem Schulstück (spielbar in der Aula, Turnhalle, usw.) ist die Verantwortung, die gefühlte und die tatsächliche, die Botschaft. Die tatsächlich passierte Tragödie ist Anlass ein Theaterstück für Jugendliche zu schreiben und dieses mitten in die Schule zu tragen. Dort, wo es anfängt: Liebe, Freundschaft, Gemeinschaft, auch Ablehnung, Ausgrenzung, Ignoranz, Gedankenlosigkeit. Grenzen ausprobieren. Und am Ende ist ein junger Mann aus dem Leben gerissen. Sensibel, ohne Anklage, ohne Schuldzuweisungen bearbeitet das neu geschriebene Stück dieses Thema. – Ein Thema, das uns alle betrifft: Wie sind wir füreinander da? Wann schauen wir weg? Wie probieren wir Leben? Wie viel Leben müssen wir spüren, um uns selbst spüren zu können? Wie gelingt es, weiterzuleben nach so einer Tragödie?…

Nach dem Stück steht die Schauspielerin zu einem Gespräch zur Verfügung. Dies soll im Idealfall von den Schulen vor- bzw. nachbereitet werden.

Marta Thor in der Allgemeinen Zeitung aus Mainz am 8.1.2022:

Was vom Tod bleibt

Theaterstück über das Erwachsenwerden und Verantwortung / Bewusst kein Film

INGELHEIM/BUDENHEIM . Es gibt Ereignisse im Leben, die sind so unfassbar, dass sie nicht spurlos an einem vorbeigehen. Etwas so Unfassbares ereignete sich in der Nacht zum 1. Februar 2020 bei Budenheim. In dieser Nacht starb der 17-jährige Florens Valentin Steck unter ungeklärten Umständen auf dem Heimweg. Sein lebloser Körper wurde an den Bahngleisen gefunden. Man geht von einem tragischen Unfall aus. Doch was genau in dieser Nacht passierte, weiß bis heute niemand so genau.

Florens’ Mutter, Birgit Steck, glaubt, dass es eine Verkettung vieler unglücklicher Umstände war. Der Teenager war auf dem Heimweg von einer Feier, angetrunken, verpasste den letzten Zug und machte sich offenbar zu Fuß auf dem Gleisbett auf den Weg nach Hause. Der letzte Zug war ja schon weg … Das Gefühl der Unsterblichkeit sei bei Jugendlichen in diesem Alter sehr ausgeprägt, sagt Steck heute: „Ich habe alle Kraft der Welt, kein Risiko ist zu groß … Selbst als Erwachsene sagen wir rückblickend heute noch oft ‚Mensch, hatten wir ein Glück damals‘.“

Ein Film ist das falsche Medium

Noch während die alleinerziehende Mutter den Schock über den plötzlichen Tod ihres Sohns verarbeitet, fasst sie den Entschluss: Statt Blumen und Kränze wünscht sie sich eine Spende für Präventionsarbeit in Form eines Films. „In meiner Verzweiflung war der erste Impuls, dass es das doch nicht gewesen sein kann. Hinter seinem Tod musste doch ein Sinn sein“, sagt sie. 400 Leute kamen zur Beerdigung, was ihr zeigte, dass das junge Leben ihres Sohnes bereits einen riesigen Fußabdruck hinterlassen hatte.

Stecks ursprüngliche Idee, einen Film über den plötzlichen Tod eines Jugendlichen und allen daraus folgenden Konsequenzen und Gedanken zu drehen, führte sie zu Tino Leo, einem Mainzer Schauspieler, Drehbuchautor und Histotainmenter. Seine Spezialität ist es, sich tief in die Materie einzuarbeiten und Hintergründe verständlich darzustellen. Stecks Anfrage war jedoch keine gewöhnliche: „Ich musste erst herausfinden, ob ich das überhaupt machen kann. Es war unglaublich emotional, mit den Menschen rund um Florens zu sprechen“, erinnert sich Leo. Schnell war aber klar: Ein Film wird es nicht, sondern ein Theaterstück. Die Nähe und Distanz des Theaters sowie der pädagogische Ansatz sollten im Vordergrund stehen. „Wir wollten nicht, dass ein solcher Film später ohne Einordnung im Raum steht“, erläutert Steck. Mit dem Stück von 45 Minuten Länge als Unterrichtseinheit, eingebettet in die Schulsozialarbeit, erreiche man Jugendliche direkt und könne Fragen, die es aufwirft, mit einer Lehrkraft diskutieren. Das war Steck besonders wichtig.

So etwas soll nie wieder passieren

„Oh my Valentime“, so der Name des Stücks, soll Verständnis wecken, sprachlich auf Augenhöhe sein und Jugendliche dazu bringen, an bestimmten Punkten innezuhalten statt wegzusehen. „Damit sie nicht so leichtsinnig sind mit sich selbst und mehr Verantwortung übernehmen für andere.“ Damit so etwas nicht wieder passiert. Damit der Tod ihres Sohnes nicht sinnlos bleibt. Für Steck war die Arbeit am Stück auch ein stückweit Trauerarbeit. Nicht jeder in ihrem Umfeld konnte verstehen, dass sie darüber sprechen muss.

Doch zunächst musste Tino Leo mit ihr, Florens’ Freunden, Familie, Notfallseelsorgern, Schulkameraden und den Handballern der Sportfreunde Budenheim sprechen, wo der 17-Jährige erfolgreich aktiv war. Die emotionalen und tief gehenden Gespräche konnten am Ende zwar nicht den genauen Ablauf dieser Nacht klären, aber Einblick in das Seelenleben eines Jugendlichen mit all seinen Höhen und Tiefen geben. „Es sollte kein Gedenkstück für Florens werden“, betont Birgit Steck. Ihr Sohn sei zwar der Aufhänger, um mit anderen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, ihm sollte damit aber kein Denkmal gesetzt werden.

Und so ist „Oh my Valentime“ ein Stück nach einer wahren Begebenheit, erzählt in zwei Zeitschienen aus der Perspektive der besten Freundin des Verstorbenen kurz vor dem Unglück und 15 Jahre später. Vorrangiges Thema sei aber nicht der Tod, sagt Leo. Es geht vielmehr um Enttäuschungen und Hoffnungen, Liebe und Freundschaft, Verantwortung, Grenzen und jugendliches Ausprobieren. „Es ist kein Fingerzeigstück, keine Warnung“, sagt Leo, „stellenweise bringt es auch zum Schmunzeln und Lachen mit Saufgeschichten, die jeder als Jugendlicher so kennt. Es soll aber zum Nachdenken bringen.“

„Oh my Valentime“ könnte durch die Schulen gehen

Denn die Schuldfrage, die Frage nach dem „Warum?“, bleibt offen. Was bleiben soll, ist die Achtsamkeit, hofft Steck. Sie wünscht sich, dass „Oh my Valentime“ deutschlandweit in Schulen aufgeführt wird, um die schwierigen, oft diffusen Themen rund ums Erwachsenwerden in all ihren Facetten aufzuzeigen. Denn was aus den Gesprächen mit dem Autor Tino Leo auch klar wurde: Jugendliche bleiben nach einem solch traumatischen Ereignis oft alleine mit ihrer Trauer. Auch wenn das Unglück für sie als Mutter keinen Sinn macht, hofft Steck, dass vielleicht andere einen kleinen Sinn daraus gewinnen können.

AUFFÜHRUNGEN

„Oh my Valentime“ ist ein Ein-Personen-Theaterstück für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10. Es geht um Themen wie Freundschaft, erste Liebe, Verantwortung, Grenzen und Trauer.

Drehbuch : Tino Leo

Regie : Richard Weber

Spiel : Katja Straub

Premiere von „Oh my Valentime“ ist am Freitag, 14. Januar, 19.30 Uhr, in der Aula des Sebastian-Münster-Gymnasiums in Ingelheim .

 

Weitere Vorstellungen am 21. und 28. Januar, 19.30 Uhr, am gleichen Ort.

Tickets online unter https://www.oh-my-valentime.de/

Die Vorstellungen finden unter den geltenden Corona-Bestimmungen statt, also 2G plus und und Maskenpflicht am Platz.

Booking-Kontakt für weitere Aufführungen: buchung@oh-my-valentime.de

Die DJK Sportfreunde Budenheim von Florens Steck schrieben am 27.2.2020 auf Facebook:

„Passt auf Euch auf!“ – Benefizspiel in Gedenken an Florens Steck am Sonntag, 22. März, 18 Uhr in der Budenheimer Waldsporthalle

Zur Erinnerung an unseren Vereins- und Teamkameraden Florens Steck, der am 1. Februar im Alter von 17 Jahren tödlich verunglückte, organisieren wir DJK Sportfreunde Budenheim ein Benefizspiel: Florens‘ Team, unsere A-Jugend tritt am Sonntag, 22. März, um 18 Uhr (Einlass ab 17 Uhr) gegen ein rheinhessisches All-Star-Team an – aus Spielern der HVR-Auswahl zusammen mit Weggefährten aus Schulmannschaft und befreundeten Vereinen. Eintritt gegen freiwillige Spende. Der Erlös des Abends geht in ein Projekt zur präventiven Jugendarbeit in der Region.

Florens Valentin Steck, geboren am 14.09.2002 als „Meenzer Bub“, wuchs zunächst in Gonsenheim auf. Seine Kindergarten- und Grundschulzeit verbrachte er in Tansania. Zurück in Deutschland verschlug es Mama und Florens Steck zunächst nach Bayern, bevor sie im Sommer 2013 wieder in heimatliche Gefilde zurückkehrten. In Budenheim kamen sie im Haus des Patenonkels, wieder ganz in der Nähe von Familie und Freunden, unter.

Seitdem hatte Florens bei den DJK Sportfreunden Budenheim seine sportliche Heimat im Handball gefunden. Jahrelang spielte er in der Rheinland-Pfalz-Auswahl und durfte sogar kurz von der Jugend-Nationalmannschaft träumen. Mehrere Bundesliga-Vereine hatten ein Auge auf ihn geworfen. Mit der Schulmannschaft des Ingelheimer Sebastian-Münster-Gymnasiums qualifizierte er sich drei Mal für den Bundesentscheid „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin und vertrat dort Rheinland-Pfalz. Abrupt endete sein Traum vom Profisportler mit einer schweren Knieverletzung im Januar 2018. Nach schwerer OP und monatelanger Reha kämpfte er sich zurück und war mitten im Wiedereinstieg in sein Budenheimer A-Jugendteam – dann dieser tragische Unfall.

Es ist ein unbegreifliches Unglück, das sich nachts auf halber Strecke zwischen den Bahnhöfen Uhlerborn und Budenheim ereignete. Für die Hinterbliebenen ist dieses furchtbare Ereignis Anlass, die regionale Jugendarbeit mit der Botschaft „Passt auf Euch auf!“ zu unterstützen. Weitere Infos folgen, sobald sich das Projekt konkretisiert.

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